Aus unseren Gärten

Verführerische Düfte

Gesättigte Ruhe liegt über der Siedlung. Dichte Nebel verhüllen den morgendlichen Sonnenschein. Tau gerinnt zu einem großen Tropfen an den Spitzen so mancher Topinamburblätter. Da ist er wieder, der Moment, der zu einem ersten Rückblick auf das sich seinem Ende zuneigenden Gartenjahr einlädt und so entsinne ich mich meines in drei Sätzen ausgepflanzten Spitzkohls (Sorte "Eersteling"), den immer wieder der Kohlweißling (Pieris brassicae, zu erkennen an seinen weißen mit dunklen Spitzen versehenen Flügeln – die Weibchen tragen zudem noch einen dunklen Fleck auf ihren Flügeln) unermüdlich suchte, aber nicht heimsuchte.
Selbst heut steht der Spitzkohl nicht allein auf seinem Beet; vielmehr umgibt ihn weiß bis zart rosa blühender Persischer Klee (Trifolium resupinatum), dessen süßlich betörender Blütenduft gerade in diesen warmen Septembertagen, wenn ein lauer Luftzug über das Beet hinwegzieht, nicht nur den Menschen in ferne Gefilde entrückt – bis zur besinnlichen Jahreszeit dauert es also noch eine Weile…


Übrigens, die Gartenkunst besteht an dieser Stelle darin, den Persischen Klee beginnend mit der ersten Kohlpflanzung so auszusäen, dass während der Flugzeit des Kohlweißlings (etwa Ende Mai bis Ende September) immer blühende und somit auch duftende Kleepflanzen den Spitzkohl umgeben (Kleeaussaaten zwischen April und Juni erscheinen hier angemessen).
Zu beachten bleibt zudem, dass die Schlupfwespe "Cotesia glomeratus" zur Eiablage auf Kohlweißlingraupen angewiesen ist, drum lasse ich am Rande meiner Gemüsebeete und in der Gründüngung Kreuzblütler stehen (somit keine Unkräuter, sondern Begleitpflanzen einer Kultur).


Hans