Aus unseren Gärten

Tagundnachtgleiche

Das unruhige Auf und Ab der Mücken über dem Persischen Klee erweckt meine Aufmerksamkeit. Da sitz ich nun auf meiner Gartenbank, mache meine Notizen und entdecke, wie lang der Schatten der Feder, die diese Zeilen schreibt, inzwischen wieder geworden ist. Nicht dick und in der Fläche bescheiden wie noch vor einigen Wochen, vielmehr spindeldürr und in die Länge gezogen wirft er sich fordernd auf das Papier…

Erhaben der Anblick, wie letzte Sonnenstrahlen den mannigfaltigen Bewuchs des Gemüsebeetes ausleuchten. Kohlblätter erreichen eine nie da gewesene Größe, einen sonderbaren, entzückenden Schimmer, der im Gegenlicht Blattadern bis in ihre feinsten Verzweigungen gen Blattrand erscheinen lässt. Ein ausgefallenes, nur kurz andauerndes Schattenspiele stellt sich ein: Der gezackte Rand des gestielten Sellerieblattes erhält durch den Schattenwurfes eines Nachbarblattes ein Mehr an Zacken; ein neckisches Spiel aus Farben und Formen für denjenigen, der eine feste Vorstellung von Blattgestalt hat. Das Blattwerk der Roten Bete hingegen verliert in diesem Lichtschein an Schwere. Unverhoffte Grüntöne erscheinen und Rot zeigt sich in so mancher Farbnuance bis hin zu Bordeauxrot – da erwacht die Rote Bete doch gleich zu einem nicht alltäglichen Geschmackserlebnis! Dill ragt starr mit seinem bescheidenen Laubwerk den Himmel. Einzig seine sich von der Blüte zur Frucht wandelnde Dolde wiegt sich im späten Sonnenschein. Doch vorbei. Die Sonne verschwindet hinter einer Bretterwand. Der Lichterglanz erlischt und zurück bleibt ein vertrauter Gemüsegarten…



Übrigens, eine benachbarte Gärtnerin setzt im Frühling ihre Kohlpflanzen (Butterkohl, Rot- und Weißkohl) neben ihre Kartoffelreihen, wobei sie zwischen beiden und um die Kohlpflanzen in lockerem Abstand herum  eine kleinblättrige, dunkelstielige Pfefferminze pflanzt. Die Pfefferminz wird über das Jahr hinweg intensiv genutzt und wandert in der Fruchtfolge mit den Kartoffeln und Kohlarten im Gemüsegarten mit. Das jährliche Umpflanzen der Pfefferminzstauden vermeidet nach ihrer langjährigen Erfahrung eine unerwünschte Ausbreiten der Pfefferminze durch unterirdische Ausläufer (Stolonen). Diese Erfahrungen wurden auf einem recht sandigen Gartenboden gemacht. Es ist daher durchaus möglich, dass sich diese Erfahrungen auf einem mehr bindigen, also lehm- oder tonhaltigeren Boden, nicht wiederholen lassen.

 

Hans